Es braucht mehr Bäume - NRW forstet auf legt los
Im Sauerland beginnt »NRW forstet auf« – ein Aufruf an Unternehmen und Bürger, Waldflächen wieder zu begrünen.
Warum Aufforstung in NRW wichtig ist
Nordrhein-Westfalen (NRW) ist das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands – gleichzeitig spielen Wälder hier eine unverzichtbare Rolle für Klima, Artenvielfalt und Lebensqualität. Wälder fungieren als „grüne Lunge“: Sie reinigen die Luft, speichern Kohlendioxid, schützen Böden und Wasserhaushalt und bieten Tieren sowie Menschen Lebensraum und Erholung. Doch Sturm, Dürre und der Borkenkäfer haben den Wäldern in NRW in den letzten Jahren stark zugesetzt. Statt sattgrüner Baumkronen prägen in einigen Landesteilen abgestorbene Fichten und Kahlflächen das Bild. Rund 142.000 Hektar – das sind gut 15 Prozent der gesamten Waldfläche NRWs – sind so stark geschädigt, dass sie wiederbewaldet werden müssen. Ohne rasches Gegensteuern drohen diese Waldflächen als CO₂-Speicher, Erholungsgebiet und Wirtschaftsressource verloren zu gehen. Deshalb hat die Wiederaufforstung der Schadflächen höchste Priorität, um die vielfältigen Funktionen des Waldes für kommende Generationen zu erhalten.
Abb.: Schilder mit der Aufschrift „Hier wächst unsere Zukunft“ markieren im Sauerland Kahlflächen, auf denen neue Wälder entstehen sollen. In einigen Regionen sind durch Dürre und Borkenkäfer bereits rund die Hälfte der Bäume abgestorben – ein sichtbares Zeichen, dass jetzt gehandelt werden muss.
Waldzustandsbericht 2024: Alarmierende Fakten
Wie schlecht es den Wäldern aktuell geht, verdeutlicht der Waldzustandsbericht 2024. Dieser Bericht wird jedes Jahr von Forstfachleuten in NRW erhoben und zeigt den ökologischen Gesundheitszustand der Waldbäume. Die neuesten Zahlen sind ein Weckruf. Zwar brachte 2023/24 mehr Regen als die Vorjahre, doch wirklich erholt haben sich die Wälder nicht. Im Folgenden einige zentrale Fakten aus dem Waldzustandsbericht 2024:
- Nur 27 % gesund: Lediglich 27 Prozent der Bäume in NRW gelten als voll vital mit einer dichten, gesunden Krone. Über 70 Prozent weisen Kronenschäden auf – davon rund 34 Prozent mit mittlerem Laub- bzw. Nadelverlust und 39 Prozent mit stark lichtem Kronendach. Im Schnitt sind die Baumkronen zu etwa 25 % ausgedünnt.
- Langzeittrend besorgniserregend: Trotz leichten Niederschlagsanstiegs setzt sich der Negativtrend der letzten Jahrzehnte fort. Vor allem alte Laubbäume wie Eichen und Buchen sind stark geschädigt – nur 6 % der Eichen und 19 % der Buchen haben noch intakte Kronen.
- Borkenkäfer-Kalamität abgeflaut: Die gute Nachricht – die Massenvermehrung der Fichten-Borkenkäfer konnte 2024 gestoppt werden. In diesem Jahr fielen nur 0,3 Millionen Festmeter Schadholz durch Borkenkäfer an, deutlich weniger als in den Vorjahren. Dennoch bleibt der Gesamtschaden enorm: Seit 2018 haben Dürre und Borkenkäfer etwa 48 Millionen Festmeter Schadholz verursacht – rund 60 % des gesamten Fichtenholzvorrats in NRW.
- Wiederbewaldung hat begonnen: Erstmals wurde 2024 auch erhoben, wie viel der zerstörten Waldflächen bereits wiederaufgeforstet sind. Das Ergebnis gibt einen Hoffnungsschimmer: Rund 47 % der großen Kahlflächen – etwa 59.000 Hektar – sind schon wieder mit jungen Bäumen bewachsen. Dabei entstand der Großteil (64 %) durch natürliche Naturverjüngung, während 36 % durch aktive Pflanzungen aufgeforstet wurden. Diese Entwicklung zeigt: Der Wald kann zurückkehren, braucht aber weiterhin intensive Hilfe durch Pflanzaktionen und langfristige Pflege.
Die Zahlen machen deutlich, wie dringend Aufforstung in NRW ist. Nur ein Viertel der Bäume ist vollständig gesund – und das trotz verbesserter Witterung im vergangenen Jahr. Trockenstress, Hitze und Schädlinge haben tiefe Spuren hinterlassen, die auch durch einen regenreicheren Sommer nicht einfach verschwinden. Insbesondere in traditionellen Waldregionen wie dem Sauerland, das als „grüne Lunge des Ruhrgebiets“ gilt, sind die Schäden dramatisch. Hier hat der Waldverlust der vergangenen Jahre mit am stärksten zugeschlagen. Die Konsequenz: Ohne menschliche Unterstützung regeneriert sich der Wald zu langsam. Es braucht mehr Bäume – und zwar jetzt.
Aufforstung in der Praxis: Aktion Baum packt an
Um dem Waldsterben etwas entgegenzusetzen, haben verschiedene Initiativen begonnen, in NRW aufzuforsten. Eine davon ist die gemeinnützige Organisation Aktion Baum (aktion-baum.org), die mit lokalen Partnern und Freiwilligen neue Bäume pflanzt. Initiator und Durchführer der aktuellen Pflanzaktionen ist Aktion Baum, die 2021 von Lars Hermes gegründet wurde. Ihr Ziel: Deutschland wieder bewalden – beginnend auf den Flächen, die am dringendsten neue Bäume brauchen. Gerade das Sauerland mit seinen massiven Waldschäden steht im Fokus der Aufforstungsprojekte. Hier hat Aktion Baum bereits an mehreren Stellen junge Wälder auf den Weg gebracht. So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem in Warstein und Schmallenberg neue Bäume gepflanzt. Im Herbst 2024 kam ein weiteres Pflanzgebiet in Kirchhundem (Sauerland) hinzu.
Auch die praktische Umsetzung beeindruckt: Bei einem Pflanztag im November 2024 reisten zahlreiche *freiwillige Helfer\innen und Firmen-Teams ins Sauerland, um gemeinsam eine rund 1 Hektar** große Kahlfläche wieder zu bewalden. Anfangs erschwerten Nebel, Nieselregen und steiles Gelände die Arbeit, doch am Ende konnten hunderte Setzlinge erfolgreich in den Boden gebracht werden. Solche Aktionen zeigen, was mit Engagement möglich ist.
"Besonders im Sauerland haben wir noch viel Arbeit vor uns"
heißt es seitens Aktion Baum treffend. Denn jedes neu gepflanzte Bäumchen ist ein Baustein für den Wald von morgen – einen widerstandsfähigen Mischwald, der Klimaextremen standhalten kann.
Neben Muskelkraft setzt Aktion Baum auch auf Fachwissen: Experten aus der Forstwissenschaft beraten, welche Baumarten an welchem Standort die besten Überlebenschancen haben – ganz im Sinne des Ziels, klimastabile Mischwälder aufzubauen. Gepflanzt werden deshalb vor allem widerstandsfähige Arten (z.B. Eichen, Weißtannen, Douglasien), die mit Wärme und Trockenheit besser zurechtkommen und die Monokulturen der Fichten ersetzen sollen. Diese Ausrichtung entspricht den Empfehlungen des Landes NRW, das Waldbesitzer mit Wiederbewaldungskonzepten und Förderprogrammen beim Waldumbau unterstützt. Kurz gesagt: Die Devise lautet „Vielfalt statt Monokultur“ – um das Risiko durch Schädlinge und Klimawandel zu streuen und den Wald zukunftsfähig zu machen.
Appell an Unternehmen in NRW
Die Aufforstung in NRW ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben Staat und Zivilgesellschaft ist auch die Wirtschaft gefragt, sich an der Rettung der Wälder zu beteiligen. Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten – sei es durch Finanzierung von Pflanzaktionen, Bereitstellung von Freiwilligen-Teams oder Patenschaften für neue Waldflächen. Viele Firmen haben bereits erkannt, dass Aufforstung aktiver Klimaschutz ist und zudem das regionale Umfeld stärkt. Einige große Unternehmen (von Technologie-Konzernen bis hin zu Mittelständlern) unterstützen Aktion Baum bereits bei ihren Pflanzprojekten. Doch gerade in Regionen wie dem Sauerland mit wenig ansässiger Industrie wird jede weitere Hilfe gebraucht.
Lars Hermes, Gründer von Aktion Baum, appelliert daher eindringlich an die Wirtschaft, Verantwortung zu übernehmen:
"Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland und hat mit seiner grünen Lunge, dem Sauerland, große Probleme. Es gilt jetzt zu handeln."
Er ruft Unternehmen in NRW dazu auf, sich der Aufforstungsinitiative anzuschließen – sei es durch Spenden oder gemeinsame Pflanzaktionen mit Mitarbeitern. Jeder neu gepflanzte Baum zählt. Hermes betont, dass die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Umweltschützern Win-Win-Potenzial hat: Unternehmen können durch Baumpflanzungen ihre regionale Verbundenheit zeigen und gleichzeitig aktiv Klimaschutz betreiben. Im Gegenzug gewinnen die Menschen im Land ihren Wald als Naherholungsgebiet und Klimaregulator zurück.
Fazit: NRW „forstet auf“ – doch damit die Wiederbewaldung wirklich Fahrt aufnimmt, braucht es jetzt breite Unterstützung. Die Schäden der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie verwundbar unsere Wälder als grüne Lungen sind. Umso wichtiger ist es, gemeinsam neue Bäume zu pflanzen und die bestehenden Wälder zu pflegen. Die Aktion Baum macht vor, wie aus einer Vision praktische Hilfe wird. Wenn sich Politik, Bürger und Unternehmen zusammentun, kann Nordrhein-Westfalen seine Wälder langfristig retten und widerstandsfähiger machen. Denn es braucht mehr Bäume – und es braucht sie jetzt.
Quellen: Waldzustandsbericht NRW 2024; Pressemitteilung Land NRW; Aktion Baum (Aktion-Baum.org); Interview Lars Hermes; WOLL-Magazin Sauerland.
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